E-Fuels sollen nach 2035 erlaubt bleiben

NEWS / 29.06.2022

E-Fuels sollen nach 2035 erlaubt bleiben

Autos, die mit synthetischen Treibstoffen (E-Fuels) betrieben werden, sorgen während ihrer gesamten Lebensdauer nur minimale Einsparungen an CO2-Emissionen. Gleichzeitig benötigen sie weitaus mehr erneuerbaren Strom als Elektroautos. Dennoch haben sich die EU-Umweltminister darauf geeinigt, dass diese nach 2035 erlaubt bleiben sollen.

Synthetische Treibstoffe sind eine weit weniger umweltfreundliche Lösung für Autos als batteriebetriebene Elektroautos, wie eine neue Lebenszyklusanalyse bestätigt. Der Think Tank Transport & Environment (T&E) hat dafür die gesamten Lebenszyklusemissionen von Autos, die im Jahr 2030 gekauft werden, analysiert. T&E ist die Dachorganisation von 53 europäischen Organisationen, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzen.

Ein Auto, das mit einer Mischung aus E-Fuels und Benzin betrieben wird, würde seine Lebenszyklusemissionen im Vergleich zu konventionellen Treibstoffen nur um 5 % reduzieren. Ein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug, das mit dem für 2030 erwarteten durchschnittlichen EU-Strommix hergestellt und aufgeladen wird, würde über seinen Lebenszyklus 78 % weniger Emissionen verursachen als ein Verbrenner.

Laut T&E untergraben die Ergebnisse die Forderungen der Industrie, dass E-Treibstoff-Fahrzeuge vom Verkaufsstopp für Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 ausgenommen werden sollten. Selbst ein Auto, das mit reinem E-Fuel betrieben wird, der mit erneuerbarem Strom hergestellt wird, würde über seinen Lebenszyklus mehr emittieren als das Elektroauto, zeigt die Analyse. Ein Elektrofahrzeug wäre 53% sauberer als ein Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen, was vor allem auf Verluste in der E-Fuel Herstellung und den ineffizienten Verbrennungsmotor zurückzuführen ist. Eigenen Untersuchungen der Kraftstoffindustrie zufolge würde die Menge an E-Kraftstoff ausreichen, um im Jahr 2035 nur 3 % des Kraftstoffbedarfs in Europa zu decken.

Die Lebenszyklusanalyse berücksichtigt die Emissionen aus der Materialgewinnung, der Herstellung von Komponenten (einschliesslich Batterien), der Fahrzeugmontage und der Entsorgung. In der Nutzungsphase werden bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor die direkten Emissionen am Auspuff und die “vorgelagerten” Emissionen des Kraftstoffs berücksichtigt. Bei Elektroautos wurden die direkten Emissionen aus der Stromerzeugung und der Herstellung der Strominfrastruktur (z. B. aus der Herstellung von Solarzellen und Windturbinen) berücksichtigt.

E-Treibstoffe sind chemisch ähnlich wie Benzin und Diesel, aber ihre Herstellung und Nutzung ist weitaus energieintensiver als der Antrieb von Elektrofahrzeugen. Ein batterieelektrischer Volkswagen ID.3 kommt mit derselben Menge erneuerbarer Energie fünf Mal weiter als ein VW Golf, der mit E-Fuel betrieben wird, wie die T&E-Analyse zeigt. Ein BMW i4 könnte sechsmal weiterfahren als ein BMW 4er mit Verbrennungsmotor.

Anfang des Jahres haben Labortests zudem gezeigt, dass ein Auto, das synthetische Treibstoffe verbrennt, genauso viele giftige NOx-Emissionen in die Luft pumpt wie fossiles Benzin. Ausserdem ist der Betrieb eines Autos mit E-Fuel für die Fahrer viel teurer als der eines Elektrofahrzeugs.

In der EU sollen nach dem Willen der meisten EU-Länder ab 2035 nur noch klimaneutrale Neuwagen verkauft werden. Darauf einigten sich die für Umwelt zuständigen  Minister der 27 Staaten in der Nacht zum Mittwoch. Eine Ausnahme sollen ausschliesslich mit E-Fuels betreibbare Fahrzeuge sein. Ein finaler Kompromiss muss nun mit dem EU-Parlament ausgehandelt werden, das ein komplettes Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 will. (ml/rk)
 

www.transportenvironment.org

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