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News / 30. November 2020

Reichweitenangst immer schwerer zu begründen

Die Deutschen fangen an, das Elektroauto zu mögen. Gerade erst hat die E-Mobilitätsstudie 2020 des Energieversorgers e.on ermittelt, dass sich 64 Prozent der Befragten die Anschaffung eines E-Cars vorstellen können.

Das war bis vor kurzem noch anders. Klar, es geht auch um Geld – die Erhöhung der staatlichen Kaufprämie hat sicher auch zum Sinneswandel beigetragen. Doch Gründe gegen ein Elektroauto gab es scheinbar genug - einer war die Reichweite. Viele Autofahrer waren der Meinung, dass die Batteriekapazität nicht ausreiche, um die eigenen Mobilitätsansprüche zu erfüllen. Doch ist das noch berechtigt? Wie steht es tatsächlich um die durchschnittliche Reichweite der Elektrofahrzeuge? JATO Dynamics hat sich dazu die Entwicklung seit 2016 angeschaut.

Zunächst einmal stieg die Reichweite der rein batterieelektrisch angetriebenen Pkw (BEV) bis auf durchschnittlich 377 Kilometer (Mischkalkulation aus NEFZ und WLTP* unter Berücksichtigung aller zum Kauf verfügbaren BEVs) im Jahr 2019. Das war bislang das Maximum, denn danach ging es, trotz weiter steigendem Angebot an Elektromodellen, bergab. Derzeit liegt der Reichweitenschnitt nur noch bei 352 km. Woran liegt das? Jedenfalls nicht daran, dass etwa die maximale Reichweite der einzelnen Modelle abnehmen würde. Verantwortlich ist vielmehr das gewachsene Angebot an BEVs. Und das sind vor allem Fahrzeuge mit mittlerer Reichweite (200 – 400 km) – was den Durchschnittswert drückt. Hinzu kommt, dass immer mehr Modelle ihre Reichweiten nach WLTP angeben, wodurch der Wert ebenfalls etwas niedriger als beim alten NEFZ ausfällt.

Noch vor vier Jahren konnte knapp die Hälfte der angebotenen E-Autos gerade einmal eine Distanz von weniger als 200 Kilometern zurücklegen und lediglich 11 Prozent kamen auf mehr als 400 km. 2017 ging die Anzahl der Modelle mit unter 200 km Reichweite zurück, die mit mehr als 400 km legte zu. Im vergangenen Jahr stieg der Anteil der E-Fahrzeuge mit einer Reichweite von 200 – 400 km erstmals auf über 50 Prozent und hält sich seither stabil. Das liegt vor allem daran, dass diese Fahrzeuge mit ihrer etwas geringeren Batteriekapazität günstiger in der Anschaffung sind und das Potenzial besitzen, bisherige Stadtautos abzulösen. Und immerhin mehr als ein Viertel (28 Prozent) schaffen heute mehr als 400 km, nur noch knapp 15 Prozent bleiben unter der 200 km-Marke.

Der Aktionsradius der einzelnen Fahrzeuge wurde also in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Nehmen wir den beliebten Renault Zoe: Er kam 2016 noch durchschnittlich 240 km weit; heute sind es schon 376 km. Beim Langstrecken E-Car TESLA Model S hat sich die Reichweite von durchschnittlich ca. 480 km bis heute auf ca. 650 km erhöht. Das heisst, die Reichweite der E-Fahrzeuge nimmt stetig zu. Die Zahl der Modelle mit einer Reichweite von unter 200 km nimmt ab, während der Grossteil zwischen 200 und 400 km schafft und mehr als ein Viertel sogar noch weiter kommt.

Bei den Plug-In-Hybriden (PHEV) steigt die Reichweite ebenfalls, jedoch deutlich langsamer. Dennoch ist auch hier die Auswahl an verfügbaren PHEVs deutlich gestiegen, vor allem in den letzten zwei Jahren. Das lang gebrauchte Argument gegen den Kauf eines Elektroautos, dass es nämlich keine grossen Distanzen schaffe, könnte in absehbarer Zukunft also an Berechtigung verlieren. Sowohl die Reichweiten als auch das Angebot an E-Modellen in allen Preisklassen werden stetig grösser. (pd/ml)


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