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News / 20. Februar 2023

«Wir wollen E-Mobilität sicherer machen»

Ein norwegischer Hersteller von Ladestationen hat ein ernstes Problem. Ein unabhängiges Prüfinstitut hat diverse Sicherheitsmängel bei seinen Wallboxen gefunden. Einer der zentralen Makel: Allem Anschein nach hat die Wallbox keinen FI-Schutz – dies entgegen der Deklaration. Christoph Erni kommentiert das drohende Verkaufsverbot.

Ein FI- bzw. RCD-Schutzschalter muss entweder einer Ladestation vorgeschaltet oder bereits in diese integriert sein. Ist dies nicht der Fall, kann die Stromzufuhr bei gefährlich hohen Fehlerströmen nicht unterbrochen werden. Es besteht dann die Gefahr von Verletzungen durch einen Stromschlag oder eines Brandes. Das Fehlen einer solchen Schutzeinrichtung ist also absolut fahrlässig.

Warum erst jetzt?
Als Mitglied des Normenkomitees für Wallboxen wundert mich diese Meldung nicht wirklich. Die Frage ist eher: Warum erst jetzt? Das Stammland des Herstellers, Norwegen, ist in Sachen Elektromobilität beileibe kein Entwicklungsland. Das offizielle norwegische Tourismusportal spricht nicht unbescheiden, aber zu Recht, von der «Welthauptstadt der Elektroautos».

Wo liegt des Pudels Kern?
Nach allem, was wir bisher wissen, scheinen die Produkte des Unternehmens auch in weiteren Fällen die Deklarationsanforderungen nicht zu erfüllen. Dass ein namhafter Hersteller so nachlässig mit der Deklaration seiner Produkte umgeht, ist bedauerlich und bringt die gesamte Branche in Verruf. Seit Jahren prangere ich an, dass die reine CE-Konformitätsbewertung in Selbstdeklaration nichts wert ist, solange sie nicht sehr sorgfältig durchgeführt oder besser: durch eine externe Prüfstelle verifiziert wird.

Bewusste Gefährdung oder Unwissenheit?
Dieser Fall von anscheinend bewusster Gefährdung der Nutzer – oder doch reiner Unwissenheit? – muss ein Weckruf für die gesamte Branche sein. Es ist höchste Zeit, dass die Hersteller die Produkt- und Personensicherheit ernst nehmen. Normen sind weder Zierrat noch eine Empfehlung. Sie sind dazu da, potenziell lebensbedrohlichen Risiken entgegenzuwirken. Als Gründer der Schweizer Ladestationsherstellerin Juice Technology und langjähriges Mitglied der internationalen Normenkomitees für fest installierte und mobile Wallboxen ist es mir eine Herzensangelegenheit, die E-Mobilität insgesamt sicher zu machen.

Hersteller stehen in der Verantwortung
Es ist unsere Verantwortung als Hersteller sichere, nachhaltige und langlebige Geräte auf den Markt zu bringen und für unsere Kunden jederzeit maximale Sicherheit und Flexibilität zu bieten. Es ist wie mit allem im Leben: Die beste Schutzvorrichtung ist die, die man nie braucht. Wenn man sie doch braucht, muss sie 100 % zuverlässig funktionieren. (pd/ml)


Christoph Erni ist CEO der Juice Technology AG, einer Herstellerin von Lade-Infrastruktur für E-Fahrzeuge. Mit ihrer mobilen Ladestation Juice Booster sind sie Weltmarktführer. Christoph Erni ist Mitglied in verschiedenen internationalen Normierungsgremien und beschäftigt sich seit 2013 intensiv mit Fakten und Trends rund um die E-Mobilität.

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